Alles, außer gewöhnlich
Erneuerung und Erfolg. Provokante Ideen selbst entwickeln
Was die beiden Autoren vermitteln wollen, wird mir beim ersten Durchblättern nicht unbedingt klar. Begriffe wie "sexy", "unsexy", "Spielfeldwechsel" und "Brain Drain" stehen, dunkel unterlegt, an den Seitenrändern. Und dann das Vorwort: Gut sein sei nicht genug. Besser sein sei nicht genug. Anders sein sei auch nicht genug, wenn auch schon nahe dran. Nein, revolutionär und einzigartig müssen wir sein, und dazu noch genau wissen, was wir wollen. Wofür? Na, Erneuerung und Erfolg! Denn sonst - so steht's hinten - konkurriere der Leser mit 1,3 Milliarden Chinesen.
Nicht auf dem Erfolg von gestern sitzen bleiben und Trends verschlafen - den Spruch kennt man ja. Leider passiert das heute wesentlich schneller als einst, gerade wer im Internet tätig ist oder mit dem Internet konkurriert muss das feststellen. Anja Förster und Peter Kreuz gehen weiter, sind noch radikaler und sagen: "Der Erfolg von gestern ist der Feind von heute und der Killer von morgen". Sie öffnen mit ihrer unkonventionellen und direkten Art nahezu gewaltsam die Augen. Das geschieht übrigens schon beim Ansehen des Umschlags: schauen Sie mal Frau Försters Konterfei auf der Vorderseite tief in die Augen - der Blick jagt einem Schauer über den Rücken.
Die Autoren haben keinerlei Scheu auf provokante Weise zu zeigen, wer wo mal wieder geschlafen hat: Im Beitrag "Wie soll jemand mit Wikipedia konkurrieren?" kommt die alt ehrwürdige Encyclopaedia Britannica gar nicht gut weg. Klar, wurde doch erst kürzlich bekannt, dass sie mehr Fehler enthält als das einst belächelte Wikipedia. Doch wer wegen dieser offenbar selbstlosen Internet-Rivalen jammere, habe bereits verloren.Die Beitragstitel lesen sich wie unmittelbare Aufforderungen: "Jetzt sei mal kreativ!", "Lebe lieber ungewöhnlich" oder "Lieber den Kunden kennen als die Studien über den Kunden", rufen auf zum Nachdenken, Umdenken, Querdenken. Und vor allem: Handeln!
Das möchte man am liebsten sofort, wird mitgerissen, hey - wie Recht ihr beiden doch habt, los geht's! Aber es ist eben ein Buch. Und das hat sich irgendwann ausgelesen, dann muss der Leser selbst aktiv werden. In die richtige Richtung wurde er jedenfalls schon mal - unsanft aber wirkungsvoll - geschubst. Nicht nur Managern und Führungskräften zu empfehlen, sondern jedem, der frischen Wind in sein Dasein bringen möchte.
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