Alles, was ein Mann wissen muss

Das Prinzip ist nicht neu: der Bibliothekar Ben Schott hat bereits ein paar Bände dieser Art herausgebracht. Man nehme ausgewählte »kuriose und wichtige Fakten über die Welt wie das Rezept für Bloody Mary, die Namen von Santa Claus' Rentieren und Zusatzartikeln der amerikanischen Verfassung« (Wikipedia), fertig ist ein Buch, das - eingehend studiert - Füllmaterial für jede peinliche Konversationslücke bietet.

Lohnendes Geschäft - denn die Fakten existieren ja bereits und müssen nur noch aus verschiedenen Quellen »abgeschrieben« werden - oder »recherchiert«, weil's wichtiger klingt.Einzige wirkliche Denkarbeit ist also, diese Fakten auszuwählen. Das dachte sich auch Oliver Kuhn und ersann Dinge zum Leitgedanken »Mann«. Herausgekommen ist dieses Buch in Baumrindenoptik samt röhrender Hirsch: Alles, was ein Mann wissen muss. Vademecum für alle Lebenslagen. Im Klappentext heißt es gar: »Das Buch, das jeder Mann besitzen muss« und - mit viel Pathos - »Dieses Buch ist kein Ratgeber. Dieses Buch ist dein Freund.«

Auf dem Buchmarkt bleibt ein Erfolgsmodell nie lange alleine. Bereits zwei Monate vor diesem Buch erschien »Ein Mann - Ein Buch« (beide rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft), das nach genau demselben Prinzip aufgebaut ist.Auf den Mann gemünzt stellt das Buch eine Variante von Schotts Sammelsurium dar. Die Fakten sind eingeteilt in die Kapitel Gutes Benehmen, Mode & Stil, Frauen, Beruf und Abenteuer. Den ersten und größten Teil des Buchs macht das Kapitel mit dem schlichten Namen Wissen aus.

Hier kommen wir schnell auf das Steckenpferd der Männer zu sprechen: Kriege & Revolutionen. Die Geschichte der Waffentechnologie (von zweirädriger Kampfwagen bis Stealth-Bomber), die Namen schwuler Heerführer (Präventivwissen?), die Dienstränge der Bundeswehr (zweckdienlich mit Abbildung). Auch an die Liste der Top-Gesuchten des FBI wurde gedacht. Falls mit der Verbrecher James J. Bulger einmal über den Weg laufen sollte, so erkenne ich ihn nun daran, dass er das Herzmedikament Atenolol einnimmt und Tierfreund ist.

Weiterhin kann ich - in der Theorie und vorausgesetzt mein Gedächtnis lässt mich nicht im Stich - in entsprechender Standardsituation im Eiscafé dem Kind (das die Biene getrunken hat) mittels Luftröhrenschnitt das Leben retten, weiß ein im Absturz begriffenes, füherloses Passagierflugzeig zu landen, kann meinen Gegner kampfunfähig machen bzw. weiß, wohin ich schießen muss, um ihn doch besser gleich zu töten (Rumpf, weil man dort am wahrscheinlichsten vitale Organe trifft).

Viele Abschnitte eröffnen, wieso dies ein Buch für Männer ist: wie man etwa einen BH mit Rückenverschluss öffnet ist mir kein Rätsel, auch die Frage, wie man Sex auf der Flugzeugtoilette hat (wann, in welcher Stellung und wie man das Ganze hinterher vertuscht), beschäftigt wohl eher das männliche Gehirn. Dass Verführungstricks und Sextechniken viel Platz finden, ist wohl Kuhns Tätigkeit als Playboy-Chefredakteur geschuldet. Weitere klassische Männerdomänen wie Spuren im Wald lesen, Papierflieger bauen, einen Palstek knüpfen oder Poker spielen sind wiederum auch für Frauen interessant.

Auf über 300 Seiten mit stilvoll abgerundeten Kanten sind immer neue amüsante oder auch gänzlich belanglose (Synonyme für Apfelbutzen!?) Fakten nachzulesen. Als Verlegenheitsgeschenk für den Mann ist dieses Buch tatsächlich die ideale Lösung. Vorausgesetzt er hat nicht bereits etliche Exemplare davon - oder von der direkten Konkurrenz (Ein Mann - Ein Buch, Schotts »Originale«) - herumliegen. Denn eines davon reicht wirklich.