Arbeitstechniken Literaturwissenschaft
Bibliografie, Zitate, Recherche - keine Angst vor dem Literaturstudium
Vor dem Literaturstudium haben mich viele Ängste beschäftigt: wie gehe ich mit bibliografischen Angaben um? Wie funktioniert Zitieren (wann, was, wie?) Warum reden alle davon, dass ein »Exzerpt« angefertigt werden muss - und ist die Umsetzung eines solchen ebenso kompliziert wie sein Name? Ein weiteres Angstthema: das Recherchieren der Literatur. Ich sah mich irgendwo verloren in einer verstaubten Unibibliothek stehen, eingepfercht zwischen meterhohen Wänden aus Buchrücken, tausendfach Literatur zur Literatur, in Dutzenden Editionen und Auflagen. Woher soll ich wissen, welcher Quelle ich vertrauen kann, welches Buch relevant zu lesen ist? Schließlich würde ich zahlreiche Hausarbeiten, Referate und irgendwann eine Abschlussarbeit schreiben müssen. Kurz: ich spielte mit dem Gedanken, es mir mit dem Literaturstudium doch noch einmal anders zu überlegen.
Wenn man vor etwas Angst hat, muss man sich dem stellen: bei UTB gibt es mittlerweile in 13. Auflage ein erfreulich dünnes Buch für Anfänger der Literaturwissenschaften: Eckhardt Meyer-Krentlers und Burkhard Moennighoffs Arbeitstechniken Literaturwissenschaft. In kurzen, übersichtlichen Kapiteln erklären die Autoren in einfachen Worten sämtliche arbeitstechnischen Fragen, die sich zu Beginn und im Laufe des Germanistik- und Literaturwissenschaftsstudiums stellen - egal ob man noch auf Magister oder auf Bachelor studiert.
Der erste Überblick gilt den Textformen, die bereits zu Beginn eines Studiums geschrieben werden müssen: Hausarbeit und Referat. Die Autoren helfen bei der Themenfindung und Ausarbeitung. Fragen zum Inhalt klären u.a. die Kapitel stilistische Ratschläge, bibliografische Angaben, Umgang mit Zitaten und Quellen, Literaturrecherche (wobei inzwischen auch die Internetrecherche und der Umgang mit Suchmaschinen berücksichtigt werden) sowie bibliografische Hilfsmittel. Ebenfalls sehr nützlich ist die Liste für die Handbibliothek, also die Bücher, die man sich für den permanenten Zugriff zuhause ins Regal stellt. Schließlich zeigen die Autoren, wie eine fertige Arbeit gegliedert ist und nach welchen Beurteilungskriterien sie schließlich benotet wird.
Dieses Buch beherzigt seine eigenen stilistischen Ratschläge: »stilistische Leitvorstellung ist die Lesbarkeit«. In einfachen und ehrlichen Worten erklären die beiden Autoren, was und was nicht zu tun ist (»peinlich, weil gestelzt klingen das altertümelnde 'loc. cit', 'ibid.' und 'item' - Formeln, die ebenso unpräzise sind wie 'a.a.O.'. Ihr Gebrauch ist eine überflüssige akademische Imponiergeste.«). Darüberhinaus werfen sie wiederholt zynische und humorvolle Kommentare ein. Für weitere Auflockerung sorgen thematisch passend dazwischen geschobene Zitate von bedeutenden Gestalten der Literaturgeschichte, stets sowohl amüsant als auch lehrreich.
Ich habe dieses Buch zu Beginn meines Studiums in einem Rutsch durchgelesen, was mir nicht nur meine Angst nahm, sondern mich überraschenderweise gut unterhalten hat. Uneingeschränkt jedem ans Herz zu legen, der noch ängstlich hadert oder im naturgemäß orientierungslosen ersten Semester steckt.
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