Bericht aus Yucatán
Diego de Landas Relacíon de las cosas de Yucatán. Eine Rechtfertigung
... Ein Buch, das ich unmöglich anhand seines Stils oder seiner Aussagekraft zu bewerten vermag - denn es handelt sich hierbei um die Aufzeichnungen eines Mannes, der vor beinahe 500 Jahren die Maya auf grausamste Art ihrer Kultur beraubte. Zwecks Glaubensbekehrung ließ er vor dem Franziskanerkloster in Mani sämtliche Dokumente sowie religiöse Figuren und Symbole der Maya verbrennen.
So ließ de Landa zwar alle greifbaren Manuskripte in der Maya-Schrift vernichten, schrieb aber später mit der juristischen Rechtfertigungsschrift - selbst für die Begriffe der Inquisition hatte de Landa zu übereifrig gehandelt - Relacíon de las cosas de Yucatán eine Chronik der Maya. Fest davon überzeugt, dass die Maya den Teufel selbst anbeteten, wurde de Landa bei der Beschreibung der Riten und Charakteristiken nicht müde zu erwähnen, dass alles Handeln und alles Gut der Maya des Teufels waren. Den Richter konnte er damit überzeugten - er wurde freigesprochen.
De Landa versuchte den mayanischen Kaldender und das Göttersystem zu erklären sowie und das mayanische Alphabet zu entschlüsseln. Falsch und nachlässig, wie man heute weiß. Dennoch diente dieses Dokument - mangels anderer Quellen - als Grundlage für das heutige Verständnis und es ist gerade dieses Werk, das zu den wichtigsten der heutigen Maya-Forschung zählt.Im Reclam-Verlag ist nun zum ersten Mal seit 1990 eine Neuauflage in deutscher Übersetzung erschienen.
Die Aufzeichnungen de Landas reichen in diesem Buch nur bis Seite 220 - auf die Fußnotenanmerkungen folgt dann ein Aufsatz von Linda Schele und Mary Ellen Miller, Expertinnen auf den Bereichen der mayanischen Epigraphik bzw. der Geschichte Mesoamerikas, die Morleys und Thompsons Maya-Abhandlungen mit den heutigen Erkenntnissen vergleichen und auch auf de Landas Werk eingehen - und u.a. beschreiben, wie de Landa an sein zweifelhaftes Wissen gelangte. Ein abschließenden Nachwort wurde von dem Professor der Lateinamerikanistik Carlos Rincón zu Ehren der Erstauflage verfasst.
Trotz aller Kritik an de Landa, ist es ein Segen, dass dieser Bericht eines Augenzeugen existiert - sei er aus heutiger Sicht noch so nachlässig recherchiert und in der bigotten Absicht geschrieben, Mord und Vernichtung zu rechtfertigen.
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