Brockhaus Deutschland, Der

Neulich habe ich ein Buch von jemandem gelesen, der behauptet, die Gesamtausgabe der Britannica gelesen zu haben um anschließend seine Erfahrungen aufzuschreiben. Das war erwartungsgemäß nicht der wertvolle Konsens aus Tausenden Seiten Wissen, sondern eher ein paar Familienanekdoten gepaart mit Lexikon-Kuriositäten. Wer liest aber auch eine mehrbändige Lexikonreihe komplett durch - nutzt so ein Werk überhaupt mehr als nur sporadisch? Selbst Klaus Holoch vom Brockhaus Verlag hat letztes Jahr das ernüchternde Statement abgegeben, dass die Brockhaus Enzyklopädie von 2006 die letzte gedruckte sein könnte: »Die Zeit, in der man sich eine hervorragende Enzyklopädie von anderthalb Meter Umfang ins Regal stellt, um sich dort herauszusuchen, was man wissen will, scheint vorbei zu sein«.

Den Weg zum breiten Wissen und ein schönes Bücherregal bieten weiterhin die Themenlexika: sie sind vollständig nebeneinander gestellt eine thematisch vorsortierte mehrbändige Enzyklopädie. Das neuste Mitglied der Reihe umfasst alles, was mit unserem Heimatland zu tun hat: der Brockhaus Deutschland. Der Zeitpunkt des Erscheinens ist wohl auch nicht ganz zufällig gewählt: 1949 wurde das Grundgesetz verkündet, 1989 fiel die Mauer. Beide Ereignisse feiern 2009 einen runden Geburtstag.

Und was packt man da rein? Städte Deutschlands, die Geschichte, Kuriositäten, Schriftsteller und so? Genau. Regionen, Städte und Bundesländer werden je nach Größe und Bedeutung in Unterkategorien wie Stadtbild und Geschichte unterteilt und machen tatsächlich den Hauptteil des Buches aus, außerdem bilden sie den Rahmen für die Sonderartikel, die sich Motti wie Geschichte, Politik und Gesellschaft, Feste und Brauchtum, Museen und Ausflugsziele oder Mythen, Sagen und Legenden unterordnen. Ebenfalls enthalten sind längere Sonderartikel, u.a. zur Wahrnehmung Deutschlands im Ausland, der sprichwörtlichen deutschen Ordnung, der Romantik oder Ost und West.

Kulturelle Bereiche wie Musik und Literatur drehen sich speziell um Deutschlands Erträge und zu finden ist weiterhin alles, was einem so einfällt, wenn man an Deutschland denkt: das System der Bundesregierung wird erklärt, Benedikt XV findet Erwähnung, ebenso der Tatort, die Thüringer Rostbratwurst, die Heinzelmännchen, die Tagesschau, Rock am Ring, die Kuckucksuhr ... leicht und flüssig lesbare Einträge und Artikel werden von vielen schönen Bildern untermalt und können sowohl der Privatperson auf der Suche nach einem netten Ausflugsort, wie auch Schülern, Studenten oder Lehrkräften hilfreich sein.

Ziellos hin und her geschmökert habe ich, etwas über meine Heimatstadt gelesen und mich über Hummelfiguren, Neandertaler und andere deutsche Gestalten informiert und mich über Artikel gefreut, die nicht immer bierernst sind, sondern mit deutschen Kuriositäten für den ein oder anderen gewollt komischen Moment sorgen.