Das Neue Filmlexikon 2008
Filmdatenbank mit Bildern, Kritiken und Trailern - und gewissen Mankos
Ich kann nicht umhin, alle kostenpflichtige Lexika mit dem kostenlosen, uneinholbar aktuellen Online-Lexikon Wikipedia zu vergleichen und mir die Frage zu stellen, ob sich das kostenpflichtige Lexikon überhaupt lohnt. Vor allem, wenn das Lexikon nicht als Buch im Schrank stehen kann sondern als Software am Computer läuft. Allgemeine Software-Lexika wie der Brockhaus multimedial 2008 überzeugen mit vertrauenswürdigen Artikeln, Medien und Zusatzfunktionen wie Planetarium und Vorlesefunktion. Fachlexika sollten vor allem eines sein: ausführlicher und vollständiger als die Online-Version, außerdem wissenschaftlich fundierter als das, was von namenlosen »Laien« online verfasst wurde.
In einem Punkt überzeugt das neue Filmlexikon 2008: es vereint mehr Filme als der deutschsprachige Teil von Wikipedia.Über 100.000 Filme, Bilder und Hintergrundinformationen verspricht der Untertitel. In der Suchfunktion ist gar die Rede von 172.137 Filmtiteln. Doch halt: die Filmtitel sind in dieser Einstellung doppelt vorhanden. Im Originaltitel und in der deutschen Übersetzung. Wechselt man auf die Option Originaltitel, dann sind es nur noch 86.279 Titel - darunter auch deutsche Titel. Woher die 100.000 Filme kommen, habe ich dabei noch nicht begriffen.
Die Oberfläche verweist auf zwei Lexika: Filme und Personen. Im linken Fenster ist die alphabetische (bzw. chronologische) Auflistung der Filme bzw. Personen, im Hauptfenster werden die Informationen dazu eingeblendet. Personen und Filme teilen sich das Bildmaterial, wobei ein Schauspieler auf den Bildern selten selbst abgebildet ist. Schauspieler und Filme sind gegenseitig verlinkt. Der Filmteil weist allgemeine und spezielle Infos auf: Wer war an der Kamera, wieviel Meter hat der Film ... daneben ist oft eine kurze Zusammenfassung der Handlung enthalten, mitunter auch eine knappe Kritik.Im Personenteil sind dagegen nur die verlinkten Filme verzeichnet, sie lassen sich nach Funktion (Darsteller, Produktion, etc.) oder Produktionsjahr sortieren. Nicht nur Schauspieler wurden berücksichtigt, auch Drehbuchautoren, Kameramänner, Produzenten, Kostümdesigner, etc. - insgesamt sind es hier knapp 330.000 Einträge.Weitere Reiter im Menü sind die Trailer (ausgewählte Filmtrailer in recht guter Sound- und Bildqualität. ) und ein Cinema-Spezial der besten 100 Filme mit ausführlichem Artikel.
Das wirkt erstmal alles recht ordentlich. Auf den ersten Blick zumindest. Denn es haben sich Fehler eingeschlichen, und die lassen sich, einmal entdeckt, nicht über ein Live-Update beseitigen. Blöd für den Benutzer, peinlich für den Hersteller. Zusatzinformationen wie Filmlaufzeit und Altersfreigabe sind mal vorhanden, meistens nicht, was nicht bedeutet, dass man diese Dinge nicht hätte recherchieren können. So wie die Jahresangaben. Wenn man die Filmliste links nach Jahren sortiert, dann bekommt man einen ganzen Haufen mit dem Vermerkt »keine Jahresangabe«. Dann geht die Liste los mit dem Film Buffalo Bill aus dem Jahr 1894 und endet mit Wind Chill von 2007.
Das Design der Oberfläche ist nicht schön.
Überall Frames, die Benutzerfreundlichkeit der Suchfunktion lässt zu wünschen übrig. Markieren und Kopieren lassen sich die Filmtitel und Personennamen nicht.Die Farb-Palette zwischen blasslila und himmelblau im Film-Teil und Kackbraun bis grau im Personenteils sind keine Freude für die Augen. Das wäre für ein Programm vor zehn Jahren okay gewesen - für eine Software, die den Beinamen »2008« trägt, ist es nicht hinnehmbar.
Werden diese beiden Mankos (scheinbar willkürliche Anwesenheit von Zusatzinformationen und die Oberflächengestaltung) bis zur Auflage 2009 behoben, dann ist die Anschaffung des Filmlexikons für Cineasten eine Überlegung wert. An die Anzahl genannter Filme und Personen kommt Wikipedia nämlich nicht ran.... noch nicht.
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