Deutsche Filmförderung, Die

Hintergründe, Erfolge, Effizienz, Bugets - Thesen und Ergebnisse

Jemand muss Filme bezahlen. Jemand muss für die Herstellung aufkommen, das Material, die Mieten, die Gagen. Wenn man sich die Berufsbezeichnungen von Hollywoods Schauspielern ansieht, scheint klar zu sein, wer das übernimmt: Leute wie Ben Stiller, die gleich vier Filmberufe in sich vereinen (Schauspieler, Drehbuchautor, Produzent und Regisseur) und Filme machen, in denen sie gleich alle vier Rollen selbst übernehmen (wie aktuell in Tropic Thunder). Es sind vermögende Filmschaffende, die Projekte verwirklichen, weil sie es sich einfach leisten können. So entstehen ertragsreiche Filme, deren finanzieller Erfolg an den Kinokassen berechenbar ist und manchmal auch anspruchsvolle Kunstfilme, deren Scheitern an den Kassen der Multiplexe ebenso berechenbar ist - und deren Produktionskosten die späteren Einnahmen mit großer Wahrscheinlichkeit übersteigen. Im letzteren Fall stehen nicht nur private Produzenten gerade: hier kommt die Filmförderung ins Spiel.

Filmförderung: Förderung der Filmwirtschaft durch staatliche Subventionen, Schutzbestimmungen sowie durch Selbsthilfemaßnahmen. Rechtliche Grundlage ist das Filmförderungsgesetz von 1979 in der Fassung vom 24. 8. 2004. Die Förderungsaufgaben (Steigerung der Qualität des deutschen Films, Verbesserung der Struktur der Filmwirtschaft, Unterstützung deutsch-ausländischer Gemeinschaftsproduktionen und der Zusammenarbeit zwischen Film und Fernsehen, Gewährung von Förderungshilfen) wurden der Filmförderungsanstalt in Berlin übertragen. Die Mittel zur Filmförderung stammen aus dem Haushalt sowie aus der Filmabgabe, mit der entgeltliche Filmvorführungen (auch Videos) am Maßstab des Umsatzes belastet werden. (c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2008

Nun ist es so, dass das Geld der deutschen Filmförderung in den letzten Jahren gerne und großzügig nach Hollywood floss - und der deutsche Film zu verkümmern drohte. Das soll sich nun ändern: »Seit die Segnungen der deutschen Filmförderung nicht mehr nach Hollywood abwandern und der Staat Filmemachern das Geld förmlich aufzwingt, wird in Deutschland gedreht wie wild« (sueddeutsche.de)

Oliver Castendyk hat anlässlich der Änderung des Filmförderungsgesetzes eine Evaluation (Beurteilung, Bewertung) über die deutsche Filmförderung geschrieben. Er erklärt zunächst die Hintergründe, indem er die Geschichte von 1917 bis heute detailliert nachzeichnet und die komplexe Funktionsweise der öffentlichen Filmförderung darstellt. Anschließend hinterfragt Castendyk das System. Seine Fragen formuliert er als Titel, u.a.: Wie erfolgreich ist der deutsche Film? Haben deutsche Filme zu wenig Budgets? Ist die deutsche Filmförderung effizient? Wird die Drehbuchentwicklung richtig gefördert? Alle Fragen werden abschließend im Kapitel Thesen und Ergebnisse zusammengefasst.

Das Buch hat ein Jurist geschrieben, und wenn Juristen Bücher schreiben, dann ist zu befürchten, dass es auch genauso klingt. Klingt auch so. Sachlich und faktenreich werden Statistiken und Zahlen ausgewertet, Tabellen und Kuchendiagramme unterbrechen regelmäßig den Fließtext - und gelegentlich ist auch ein 35x50mm großer farbiger Ausschnitt aus einem deutschen Film der letzten Jahre zu sehen.Die Sätze bleiben aber immer kurz und zielgerecht: Castendyk verliert sich nicht in Fachbegriffen oder verschachtelten Formulierungen. Das Buch zu ist eine leicht lesbare, detaillierte Auseinandersetzung, die mich gut informiert und ohne weitere Fragen zurücklässt. Genauso wird es den Lehrenden und Studierenden der Film-, Medien-, und Kommunikationswissenschaften, Filmschaffenden, Politikern, Journalisten und Ministerien gehen, an die sich das Buch ursprünglich richtet.

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