Filmgenres. Melodram und Liebeskomödie

Mehr oder weniger bewusster Filmseher bin ich ja eigentlich erst seit 1993, als Schlaflos in Seattle in den Kinos lief - und seither haben es mir die Romantic Comedies als Lieblingsgenre angetan. 75 aufwändig recherchierte Filmbesprechungen dieser Spezies sind hier versammelt, treffend beschrieben und analysiert - durchaus auch mal humorvoll.

So wie Rezensentin Stefanie Weinsheimer, die zu 9 1/2 Wochen bemerkt: »Wer die Logik der Szenen prosaisch hinterfragt (»Wer von den beiden wischt hinterher den ganzen Honig auf?«) hat sich auf die grundsätzlichen Gegebenheiten nicht eingelassen«. Mitunter lässt sich zwischen den Zeilen rauslesen, wie der Rezensent zu seinem Film steht, ob Begeisterung oder Skepsis mitschwingt. Karina Ulitzsch etwa betitelt Pretty Woman mehrfach als Schnulze, zieht dann aber aus dem Geschehen erstaunlich viele aufwertende Schlüsse - mit Hilfe einer ebenfalls erstaunlich langen Literaturliste.

Die ausgewählten Filme dieses Buches reihen sich nach Erscheinungsjahr, angefangen mit Way Down East aus dem Jahr 1920. Zuletzt hat sich Brokeback Mountain (2005) in die Liste gerettet - laut Herausgeber Thoma Koebner eine Auslese, die einem unvermeidlichen Kompromiss unterlag.

Filme, deren sämtliche Aspekte ich erkannt zu haben glaubte, gewinnen an Detailreichtum und Tiefe, einfach gestrickte Plots und unscheinbare Dinge wie Regen und Schnee, Statisten oder Einrichtungsgegenständewirken mit einem Mal durchdacht, stimmig und ausgereift - ohne dass die Rezensionen lang(atmig) werden.

Erwähnt wird nicht nur, wie die Figuren zu stereotyp-durchbrechenden Charakteren geformt wurden oder welche Abschnitte die Handlung aufweist. Auch die Wirkung der Kameraführung, die Umsetzung des Drehbuchs, die Auswahl der Musik bzw. die Gedanken der Komponisten und die Eigenheiten der Regie finden Erwähnung.Natürlich kenne ich nicht alle erwähnten Werke - aufgrund dieses Buches werde ich das Verpasste jetzt aber Film für Film nachholen.