Filmmusik für Filmemacher

Reinhard Kungel über Entstehung, Wirkung und Umsetzung von Filmmusik

Ein Film ohne Musik? Geht nicht. Jeder Film nutzt Musik, eigens komponierte (»Auftragskomposition«) oder Klassiker (»Konservenmusik«), deren Text und Grundstimmung das Ambiente der Szene untermalen. Beides hat seine (marktwirtschaftlichen) Vorteile: Die bekannten Songs sind beim Zuschauer bereits positiv koordiniert, das neu Komponierte wird mit dem positiven Erlebnis des Films verknüpft, und im besten Fall kauft sich der Zuschauer auch noch den Soundtrack zum Film.

Ich habe kürzlich einen alten Disney-Film angesehen und darauf geachtet, wie die Musik eingesetzt wird, um die Charaktere und Momente zu unterstützen, wie sie Schnelligkeit und Witz, Hoffnung, Romantik und brenzlige Situationen untermalt. Nicht nur in den Musical-Einlagen, sondern auch permanent dazwischen, wurde ein ganzes Orchester subtil in die Handlung integriert.Auch wenn ich die Musik in Filmen gar nicht immer bewusst wahrnehme, es geht nicht ohne sie: was wäre die Schlussszene von Harry and Sally ohne Musik? Die melancholische Piano-Melodie betont die Rückblicken, die zur Erkenntnis führen (Harry liebt Sally), die Musik schwingt um in die Zeile It had to be you (was zugleich ein filminterner Querverweis auf Casablanca ist), das wiederum seinen Höhepunkt erreicht, als Harry und Sally sich treffen. Selbst der Silvester-Schlager Auld Lang Syne, der zuletzt kollektiv um die Protagonisten herum angeschlagen wird, hat seine untermalende Funktion.

Der Filmemacher möchte den Zuschauer emotional berühren und (ohne, dass es der Zuschauer zwangsläufig merkt) musikalisch seine Botschaft unterstreichen.Damit das funktioniert, muss die Filmmusik mit viel Fingerspitzengefühl ausgewählt und eingesetzt werden. Konsequenterweise lautet der Untertitel zu Reinhard Kungels Buch Filmmusik für Filmemacher daher: Die richtige Musik zum besseren Film.

Was ich laienhaft und hypothetisch geschrieben habe, weiß Kungel in den Kapiteln Filmmusik, wozu? und Filmmusik und Wahrnehmung genau zu erklären. In der Geschichte der Filmmusik erzählt er von der ersten Filmvorführung mit Klavierbegleitung bis zum Einsatz von Musik in den Mischformen der Filmgenres heute.

Anschließend werden die Elemente, Instrumente und Stile der Filmmusik behandelt, in welchem dramaturgischem Zusammenhang sie anwendbar sind und wie die Musik das Geschehen zu manipulieren vermag (»Musik kann die Zeit anhalten«). Im letzten Kapitel beschreibt Kungel die Filmmusik in der Praxis: was die Auftragskomposition und die Konservenmusik ausmacht, wie die Filmmusik hergestellt wird und die Kommunikation mit dem Regisseur (Auszüge aus solch einem Schriftverkehr sind im Anhang zu finden) abläuft. Schließlich wirft er einen Blick auf die Zukunft der Filmmusik.

Filmmusik für Filmemacher richtet sich an alle, die verstehen wollen, wie Musik im Film wirkt und wirksam einzusetzen ist: der Verlag nennt als Zielgruppe Regisseure, Cutterinnen, Kameraleute, Redakteure, Musiker, Komponisten oder engagierte Hobbyfilmer. Der erfahrene (Film-)Musiker Reinhard Kungel ist ein Praktiker, und so schreibt er auch: schnörkellos, einfach und mit vielen Beispielen aus der Filmpraxis.

Filmmusik für Filmemacher
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