Klopfen gegen Arbeitsfrust
Motivation steigern durch energetische Psychologie
Das klingt komisch: Klopfen gegen Arbeitsfrust. Klopfen, aber worauf? Auf die Holztischplatte, dreimal: gegen Unfall, Unglück und Krankheit?Ich erfahre im Verlagsverzeichnis, dass »Klopfen« nicht nur gegen Arbeitsfrust eingesetzt werden kann, sondern auch gegen Lampenfieber, Rauchen und Schmerzen. Wie das geht mit dem Klopfen - das nicht auf der Tischplatte erfolgt, sondern in Augenregion, am Nagelfalz (ohne dieses Buch wüsste ich gar nicht, dass es das gibt) oder auch »ca. zwei Querfinger unterhalb des Schlüsselbeins, im Zwischenrippenbereich« - erklärt Heike Mehmken auf 100 Seiten.
Heike Mehmke wird als Diplompsychologin und Expertin für Lern- und Leistungsstörungen, Stressmanagement und Motivation vorgestellt. Eine sinnvolle Erkenntnis schreibt sie gleich zu Beginn, nämlich dass der Leser derzeit aus einer unüberschaubaren Menge an Büchern wählen kann, wenn ihn Motivationsschwierigkeiten und Frust quälen: »Der Büchermarkt ist voll von praktischen Anregungen und Selbsthilfeanleitungen, um innere Schweinehunde zu überwinden, aus Stimmungstiefs und Bewegungslosigkeit herauszukommen und endlich glücklich zu werden«.
Auch recht hat sie wohl mit der Annahme, dass diese Bücher, einst mit einer guten Portion Veränderungswille gekauft, schließlich im Regal stehen bleiben und die Tipps nicht umgesetzt werden. Warum passiert das mit diesem Buch hier nicht? Heike Mehmke illustriert es an einer kleinen Anekdote: »Ich bin total blockiert«, habe ein Freund ihr anvertraut, »Ich habe Wünsche und Ideen und schaffe es nicht, sie in die Tat umzusetzen.« - »Klopfen«, sei da ihre lapidare Antwort gewesen. Scheinbar eine sehr unkomplizierte Methode, die auch den kleinsten Veränderungswillen nicht überfordern sollte.
Klopfen stehe für Energetische Psychologie, die wie die Akupunktur auf der Meridiantheorie basiere. Negative Gefühle können dabei positiv verändert werden. Nach einer kurzen Einführung stellt es die Autorin frei, das Thema Energetische Psychologie noch ein paar Seiten lang zu vertiefen, oder aber direkt auf Seite 28 mit dem Klopfen anzufangen, wo dann beschrieben wird, wie man das eigene Nervensystem austrickst und so den Stress senkt: »Fokussierung auf die negative Erfahrung und das gleichzeitige Klopfen, Augendrehen, Summen, etc. überfordert das limbische System«. Alleine die Vorstellung, wie man bei der Umsetzung dieser Methode aussieht, macht sie für alle öffentlichen Räume ungünstig.
Klare, fachliche Anweisungen ung Grafiken erklären auf den folgenden Seiten das ganze System, den Weg zu Selbstbewusstsein, Glück und Veränderung - durch simples Klopfen. Alles klingt schlüssig, und es scheint was dran zu sein - ich erwische mich jedenfalls dabei, wie ich in Stresssituationen geistesabwesend den »Selbstakzeptanzpunkt« beklopfe.
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