Langenscheidt Arzt-Deutsch / Deutsch-Arzt
Obacht Götter in Weiß - jetzt redet der Patient mit
Englisch soll in der Medizin immer wichtiger werden und zunehmend das Latein verdrängen. Das schöne, elitäre Latein. Wie soll man denn da als Arzt noch gesittet eine "Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie" anordnen? Da könnte man dem Patienten ja gleich eröffnen, dass man eine "Darstellung der Bauchspeicheldrüse und der Gallengänge" plant, "indem man gegen die Fahrtrichtung einen Reingucker hintenreinschiebt"!
Dass die Ärzte in ihrer umständlichen "Geheimsprache" mitunter weniger sagen als es den Anschein hat, zeigt Eckart von Hirschhausen, selbst Arzt, in diesem Patienten-Lexikon auf simple, aber erhellende Weise. Endlich kenne ich jetzt auch den konkreten Unterschied zwischen Psychiater, Psychologe, Psychosomatiker und Psychotherapeut. Und weiß nun, dass die Voll-Narkose so heißt, weil man eben voll nichts mitbekommt.
Die Gliederung ist einfach - vom Grundwissen über das Vokabular des Hausarztes, zum Facharzt, eine kleine Typologie der Klinikbewohner und schließlich der Inhalt des Beipackzettels. Sparsam eingestreute Comics, Übungen wie beispielsweise zur richtigen Aussprache der diversen Doktoritel und zu jedem Stichwort einen frechen Kommentar machen den Witz des Buches aus. Wer es nicht schon aus den beliebten Krankenhausfernsehserien kennt, kann spätestens jetzt mit einem Blick auf das gekritzelte "Alopezie" des Arztes gelangweilt mit "Klar hab ich Haarsausfall" kontern. Am Ende schlägt Hirschhausen dann doch noch gut argumentiert auf die "Alles-wieder-Deutsch"-Gemeinde ein - mein persönlicher Lieblingsteil. Es gibt nichts Schlimmeres als militante Germanisten.
Ob es von Vorteil ist, dass nun auch Wörter wie "Laparoskopie" oder "Appendizitis" den Wortschatz beim Abendessen bereichern, sei dahingestellt. Langenscheidt Arzt-Deutsch ist zwar nicht wirklich ein Schenkelklopfer, sollte jedoch zweifellos in den deutschen Arztpraxen ausliegen – zur Beruhigung und Information der Patienten.
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