Moderne Hypnosetechnik. Hypnotisieren & Selbsthypnose. Hypnose lernen im Selbstunterricht. Es funktioniert!
Der große öffentliche Hype scheint vorbei zu sein - endlich werden keine naiven Menschen mehr in Talkshows vorgeführt. Gerade weil ich eher skeptisch bin interessiere ich mich jetzt für diese interessante Fähigkeit: Hypnotisieren. Funktioniert es wirklich? Auf der Suche entsprechender Lektüre bin ich auf Moderne Hypnosetechnik gestoßen: Hypnotisieren & Selbsthypnose, Hypnose lernen im Selbstunterricht.
Im Plastikfolie eingeschweißt erreichen mich acht Hefte und eine CD (vertonte Suggestions- und Hypnoseversuche). Hochwertige Gestaltung darf bei einem Kaufpreis von fast 100 Euro nicht erwartet werden: auf jeder der himmelblau-türkisen Umschläge starrt mir ein strenges, pixeliges Augenpaar entgegen und die Typografie der je ca. 25 Seiten sieht aus wie das Resultat des VHS-Anfängerkurses in Textverarbeitung. Auch die abgebildeten Zeichnungen stammen gewiss nicht von Meisterhand.
Umso überzeugender muss der Inhalt sein. Der Verlag macht verheißungsvolle Versprechen: »Sie können sicher sein, ihre Zuschauer werden staunen und Sie mit Ihren neuen Fähigkeiten bewundern. Ganz nebenbei wird sich der Hypnotiseur privat wie auch beruflich seiner einflussreichen Fähigkeiten und seiner mächtigen Stellung bewusst, die ihm grenzenloses Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen verleiht. In seinem gesellschaftlichen Umfeld wird er bewundert und geachtet«. Bewundert und geachtet zu werden als höchstes Ziel? Wirkt irgendwie unprofessionell. Zugleich lässt mich ein loser Zettel im ersten Heft wissen: »Moderne Hypnosetechnik wurde im Laufe der Zeit zum Standardwerk unzähliger Hypnotiseure in aller Welt«. Und im Vorwort wird das Ziel gesteckt, »zu jederzeit planmäßig und erfolgreich Hypnotisieren zu können«.
Als erstes baue ich mir ein »Chevreulsches« Pendel. Dazu verwende ich einen schweren Silberring, den ich an Zahnseide befestige (bessere Materialien zum Pendelbau stehen mir gerade nicht zur Verfügung). Zwischen Daumen und Zeigefinger klemmend pendelt mein Pendel über der beiliegenden Pendeltafel. »Leicht entspannt, nicht verkrampft« ist Punkt eins der Pendelhaltetechnik. Nun soll ich darauf achten, das Pendel »ganz passiv und ohne jede willkürliche Bewegung« zu halten, »jeden bewussten Willen« auszuschalten, die »vorgestellte Bewegung des Pendels innerlich bereits vorzuleben und zu fühlen«.
Erste Aufgabe: ich soll mir das Kreisen im Uhrzeigersinn vorstellen »stellen Sie [es] sich ganz, ganz lebhaft vor«. Und siehe da - spontan zieht der Ring kleine Kreise. Damit ist der »erste Grundversuch« geglückt und das Prinzip des Pendels wird erklärt: Nicht Magie, sondern die meine »lebhafte Vorstellungsgabe« hat eine »ideomotorische Aktion« hervorgerufen. Die nächste Übungen sind ähnlich und klappen sofort. Am Ende des ersten Hefts - was bei knapp 20 Seiten nicht in weiter Ferne liegt - ängstige ich bereits eine Versuchsperson mit den Worten: »Halten Sie Ihre Augen fest geschlossen und drehen Sie die Pupillen nach oben, genauso, als wenn Sie durch die Stirne hindurch auf meine Fingerspitzen sehen würden ...«.
Es geht schnell voran. Und ich erkenne: Hypnotisieren ist eine Technik, die recht einfach zu erlernen ist. Und: Hypnotisieren funktioniert wirklich. Ich freue mich über (ganz, ganz) einfache Sätze und spontan klappende Übungen mit langsam ansteigendem Schwierigkeitsgrad. Wer also knapp 100 Euro für ein paar mäßig gestaltete Hefte ausgibt, der kann sich sicher sein, dass er nach konzentrierter Lektüre und vielen praktischen Versuchen tatsächlich hypnotisieren kann. Ein bisschen schlecht ist mir dabei allerdings geworden. Vielleicht eine Berufskrankheit.
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