Sprechertraining
Vorlesen lernen mit Michael Rossié. Texte präsentieren in Radio, Fernsehen und vor Publikum
Die gelben, minimalistischen Bücher der Reihe Journalistische Praxis sind super. Das einzige was mich an ihnen stört, ist, dass sie sofort einknicken, wenn man sie aufschlägt. Ich weiß aber auch, dass ich innerhalb dieser Reihe ein Buch erhalte, in dem ein Fachmann seinen Beruf erklärt - übersichtlich, einfach und kompetent.
Genau so verhält es sich auch mit Michael Rossiés Sprechertraining. Die Zielgruppe ist breit gefächert: das Ziel muss nicht gerade ARD-Nachrichtensprecher lauten. Auch Lehrer, Politiker, Komiker, Hörbuchsprecher und einfach alle, die vor einem Mikrophon oder Zuhörern einen Text vorlesen möchten, sind angesprochen.
Erklärtes Ziel ist, beim Vorlesen ebenso frei, lebendig und anschaulich sprechen zu können, als erzähle man in ungezwungenem Rahmen eine Anekdote. »Beim Vorlesen muss ich das wieder lernen, genauso wie ich lernen muss, anschaulich und lebendig zu sprechen, deutlich zu artikulieren, sinnvoll zu betonen und mich nicht zu versprechen.«
Der Sprechtrainer Rossié gliedert sein Buch in ein aufeinander aufbauendes Lernprogramm, das von der Betonung eines einfachen Zweiwortsatz (Vater schläft) über die Pausen, das Tempo, die Lautstärke und den Rhythmus zu pointierten Besonderheiten wie dem Witz führt (ohne Garantie auf Witzigkeit). Mögliche Schwierigkeiten werden geübt, die Aufgaben fordern auf jeder Seite dazu auf, laut vorzulesen.
Das zweite Kapitel behandelt die Sprechtechnik: Atmung, Stimmbildung und Phonetik; aber auch Versprecher, Mimik und Gestik sowie Lampenfieber. Auf Seite 225 beginnt das Übungsprogramm. Nicht, dass es vorher an Übungen gemangelt hätte - aber hier soll noch einmal vertieft werden, was innerhalb des Lernprogramms bereits durchgenommen wurde. Also vor allem: vorlesen, vorlesen, VORLESEN! Ganz zu Schluss weiß der Fachmann noch ein paar Tipps fürs Sprechen als Beruf, speziell für Sprechercastings.
85 Tracks sind auf der beiliegenden CD enthalten: Vorlesen lernen durch Nachsprechen. Nicht nur dadurch ist etwas Kniffliges gelungen, nämlich ein Buch zu schreiben, dass das richtige Lesen erklärt. Und so bleibt, wie gewohnt, als einziges Ärgernis der Knick im Buchrücken.
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