Vokabeln pauken verboten. Vera Birkenbihls Sprachkurs Deutsch als Fremdsprache für (Wieder-)Einsteiger
Zwei Aussagen auf dem Umschlag erregen am meisten Aufmerksamkeit: »Vokabelnpauken verboten!« und »Grammatikregeln unnötig!« Beides, Grammatik und Vokabeln, sind doch die Grundlage der Sprachenlernens. Oder? Vera Birkenbihl möchte wie üblich das Gegenteil beweisen. Ehrlich: jeden Lerner wird es freuen, Sätzen wie »viel passives Lernen (kein extra Lernaufwand)« Folge zu leisten.
Bei diesem Sprachkurs handelt es sich um eine Audio-CD mit einem circa 50 Seiten starken Booklet. Mit euphorischer Stimme begrüßt uns die Sprecherin: »Wie bereits Tausende von sprachbegeisterten Menschen vor ihnen, werden auch Sie erleben, wie einfach und zugleich effizient das Erlernen in einer Fremdsprache sein kann.« In den folgenden vierzehn Kapiteln werden nun, in zunehmender Geschwindigkeit und abnehmender abgehackter Sprache (bzw. langsames und normales Sprechtemop), Texte vorgelesen.
Im Booklet sind die Transkripte vorhanden. Direkt darunter, zumindest in meiner englischen Version, stehen die Übersetzungen. Aber nicht in korrekter englischer Reihenfolge, sondern in der Satzsstellung des Deutschen. Der Clou des Ganzen ist also, beide Sprachen miteinander abzugleichen. Das sieht dann so aus:
Peter: Maria, möchtes du auch ein Bier?Peter: Maria, want you also a beer?Margot: Du klingst verärgert. Was ist denn los?Margot: You sound angry. What is then up?
Mir klingen die debilen Deutschen im Originalton englischsprachiger Filme in den Ohren. Nun passiert nicht mehr viel: das geht bis zu letzten Seite 43 und zum letzten Track der CD (knapp 70 Minuten) so weiter. Unkonventionell als Lehrmethode: wie ein Lernender, der im Land lebt, dessen Sprache er lernt, gleicht man Grammatik und Vokabular mit der neuen Sprache ab.
Eine »Qualitätsproduktion« wird der Kurs genannt. Doch was diesen Beinamen trägt, verdient auch ein wenig mehr Qualität. Hier betrifft das vor allem das Booklet: wenige typographische Maßnahmen hätten ausgereicht, um die Transkripte wesentlich übersichtlicher und abwechslungsreicher zu gestalten.
Ein guter Ansatz, Sprachgefühl zu lehren: dieser Sprachkurs ist hilfreich, die deutsche Grammatik besser zu verstehen und zugleich Fortschitte im Lese- und Hörverstehen zu machen. Dazu sollte man in diesem Fall aber englischer Muttersprachler sein (oder Englisch hervorragend beherrschen) und möglichst schon Grundkenntnisse im Deutschen haben.
50 Seiten allein reichen aber nur dazu aus, was die Beschreibung verspricht: Verschüttete Deutschkenntnisse wieder auffrischen. Wer mehr will, dem empfehle ich, doch ein Wörterbuch in die Hand zu nehmen und Vokabeln zu pauken.
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